Dessaus Streichquartettsatz entstand parallel zur Arbeit an der Brecht-Oper „Puntila”. Nach Brechts Tod 1956 befand sich Dessau in einer Phase der Neuorientierung. Einerseits wurden die in Zusammenarbeit mit dem Dichter begonnenen Werke fortgesetzt, andererseits suchte Dessau nach neuen Wegen einer gesellschaftsorientierten Musikästhetik, die in Liedern für politische Gebrauchszwecke mündeten. Auch der Quartettsatz ist nicht alleine artistischen Gesichtspunkten verpflichtet. Trotz spieltechnischem Anspruch ist der Satz mit seiner kunstvollen Reduktion und bewussten Fasslichkeit auch von einem Laienensemble spielbar. Erst im Nachlass des Komponisten entdeckt, wird der Streichquartettsatz mit dieser Edition erstmals veröffentlicht.