Der Komponist und Musikpublizist Anselm Hüttenbrenner (1794 - 1868) ist außerhalb der engeren Fachwelt höchstens als Angehöriger des Schubert-Freundeskreises bekannt, sein umfangreiches kompositorisches Schaffen, in dem fast alle musikalischen Gattungen seiner Zeit vertreten sind, ist bis auf wenige Ausnahmen noch ungedruckt oder nicht mehr greifbar. Dieser bedauerliche Zustand wird seiner Bedeutung als interessantester und fruchtbarster musikalischer Kopf der Steiermark in seiner Zeit keineswegs auch nur annähernd gerecht, und erst seit Kurzem bahnt sich das Bestreben an, daran etwas zu ändern.
Die Ouvertüre zur Oper Lenore setzt anfangs Lenorens schwere Träume und Liebessehnsucht, später die schaurig-düstere Stimmung eindrucksvoll und durchaus originell um, oft mit sehr dramatischem Zugriff und großen klanglichen Steigerungen. Die freie Behandlung der Sonatenform entspricht etwa der von Weber'schen Ouverturen, ebenso die Bevorzugung der Klarinette bei den Holzbläser-Soli. Was die Raffinesse der Instrumentation betrifft, gelingt Hüttenbrenner sogar noch ein Schritt weiter. In jedem Fall handelt es sich um ein spielens- und hörenswertes Werk, dessen Erstausgabe zur längst überfälligen Würdigung des begabten und kunstreichen Komponisten beitragen möge.
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