Faksimileausgabe nach dem Autograph der Russischen Nationalbibliothek, St. Petersburg
Unter dem Eindruck einer im Februar und März in der St. Petersburger Akademie der Schönen Künste gezeigten Gedenkausstellung für den im Sommer 1873 verstorbenen Künstler Viktor Hartmann (1834–1873), mit dem Mussorgski seit etwa 1870 eng befreundet gewesen war, entstand dieses, in der Nachwelt wohl berühmteste Werk des Komponisten. In den Bildern einer Ausstellung stellt er Impressionen von Hartmanns Grand Tour durch Mitteleuropa in den 1860er Jahren kontrastierend russischen Sujets gegenüber. Die Idee des Kontrastes äußert sich bereits in den beiden »Promenaden« und den aus ihnen hervorgegangenen, unbetitelten Zwischenspielen: Hier porträtiert sich Mussorgski nach eigener Aussage selbst beim Gang durch die Ausstellung. Nicht nur in der musikalischen Substanz, sondern auch im Klaviersatz hat Mussorgski dabei versucht, neue russische Muster abseits etablierten Wohlklangs zu entwickeln.
Die resultierende Ungewöhnlichkeit des Klaviersatzes hat dazu geführt, dass die Originalfassung lange Zeit verschmäht oder nur in überarbeiteter Form aufgeführt wurde. Mussorgskis neuartige Klavierfarben haben stattdessen immer neue Transkriptionen provoziert, von denen Ravels Orchesterfassung (1922) die erfolgreichste ist. Erst im mittleren 20. Jahrhundert wurden das innovative Potential und der Eigenwert der Klavierfassung von Komponisten und Interpreten wirklich erkannt.
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